02 April 2010

Katholischer Heiliger vor einem evangelischem Altenheim - „Franz-Brunnen“ seit 1985 ein Zeichen der Ökumene

Damals: Die Brunnenfigur Franz von Assisi wird am Tag ihrer Aufstellung im Jahr 1985 enthüllt. Vorne rechts schaut Prof Max Kratz in die Kamera. (Foto: Michael Winkler)

Damals: Die Brunnenfigur Franz von Assisi wird am Tag ihrer Aufstellung im Jahr 1985 enthüllt. Vorne rechts schaut Prof Max Kratz in die Kamera. (Foto: Michael Winkler)



Genau 25 Jahre alt wird am 28. April die Brunnenfigur im Innenhof des Feierabendhauses in Witten. Beim 95. Jahresfest des Diakoniewerkes Ruhr wurde sie 1985 vom damaligen Vorsteher Pastor Christoph Theurer enthüllt und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Geschaffen hat die Bronzefigur der Düsseldorfer Künstler Prof. Max Kratz. Sie zeigt den italienischen Mönch Franz von Assisi - „den Vögeln das Evangelium predigend“. Die berühmte Vogelpredigt von Alviano ist übrigens seine einzige überlieferte Predigt überhaupt. Sie wurde 100 Jahre nach Franzens Tod aufgeschrieben. Franziskus, der von 1182 bis 1226 lebte, gilt in der Evangelischen Kirche als so genannter Vor-Reformator – genauso wie Jan Hus, Petrus Waldus und John Witcliff.

Franziskus lebte als Sohn reicher Eltern konsequent in Armut und diente ebenso konsequent den „Mühseligen und Beladenen“. Durch ihn entstand eine neue Form des Mönchtums, das aus den engen Klostermauern in die Welt hinein ging. Der naturverbundene und fröhliche Mann fühlte sich aber auch mit „aller Kreatur“ verbunden und forderte damals schon die Menschen auf, die Schöpfung Gottes zu bewahren. Franz von Assisi gilt aufgrund seines Wirkens auch als erster Tierschützer. Deshalb wird am 4. Oktober, dem Namenstag des Heiligen Franziskus, weltweit von Tierschützern der Welttierschutztag begangen.

Prof. Max Kratz (1921 – 2000), der Schöpfer der Brunnenfigur, hat viele religiöse und profane Kunstwerke und Monumente im Ruhrgebiet, im Rheinland und im Bergischen geschaffen. Eins seiner bekanntesten ist die „Steile Lagerung“, ein Bergarbeiterdenkmal aus Bronze in der Essener Innenstadt aus dem Jahr 1988. Genauso bekannt ist in unserer Region die Gestaltung der Volmarsteiner Martinskirche mit Betonfassade, Altarrückwand (Bronze), Leuchter (Bronze), Altarkreuz (Emaille) und Taufstein (Beton, Bronze, Kupfer) aus dem Jahr 1964.

Nicht weit von der Pferdebachstraße schuf Kratz in Witten an der Ardeystraße das Glasstrukturfenster am neuen Turm der Martin-Luther-Kirche sowie den (schwebenden) Christus aus Bronze am Kreuz (1977/1978) im Innenraum. Ein Jahr zuvor hatte er im Neubau des Ev. Krankenhauses Witten die vier Türgriffe zur Kapelle und die Skulptur „Christo in Aegrotis“ geschaffen. In der Pauluskirche Castrop-Rauxel, in der Auferstehungskirche Wanne-West und in der Thomaskirche Hamm-Wiescherhöfen befindet sich weitere beeindruckende Kirchen-kunst von ihm.

„Ich nenne das Ensemble mit Statur und kleinem Teich auch gerne ‚Wittens unbekanntester Brunnen’“, berichtet ein Diakonie-Mitarbeiter, der oft nach dem etwas versteckten Standort des Brunnens gefragt wird. Selbst Wittener scheinen den stillen Brunnen mit plätscherndem Wasser hinter dem Ev. Krankenhaus nicht zu kennen. Dennoch finden bezeichnender Weise die indischen Nonnen, die im Marien-Hospital ihren Dienst tun, den Weg zum Heiligen Franz in den Innenhof des Feierabendhauses. Sie sind übrigens Schwestern vom Orden der Clarissinnen, der weiblichen Form der Franziskaner.

Heute: Die Brunnenfigur Franz von Assisi ermahnt im Innenhof des Feierabendhauses einen „gefiederten Freund“ und die anderen Schwalben: „Schwestern da oben, ihr habt nun sattsam geredet, es ist Zeit, dass auch ich zu Worte komme. Darum höret jetzt schweigend das Wort Gottes an, bis ich geendet habe.” Die Schwalben schwiegen sogleich und rührten sich nicht von der Stelle – erzählt die Legende. (Foto: Barbara Zabka)

Heute: Die Brunnenfigur Franz von Assisi ermahnt im Innenhof des Feierabendhauses einen „gefiederten Freund“ und die anderen Schwalben: „Schwestern da oben, ihr habt nun sattsam geredet, es ist Zeit, dass auch ich zu Worte komme. Darum höret jetzt schweigend das Wort Gottes an, bis ich geendet habe.” Die Schwalben schwiegen sogleich und rührten sich nicht von der Stelle – erzählt die Legende. (Foto: Barbara Zabka)

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